Warum extreme Temperaturen?
Extreme Temperaturen härten ab, insbesondere stärken sie das Immun- und das Herz-Kreislaufsystem. Zudem sorgt Kälte für den Aufbau von braunem, dem sozusagen besseren Fettgewebe und gleichzeitig für das Verbrennen von weißem “schlechtem” Fett.
Was tun?
Morgens kalt duschen, regelmäßige Saunagänge und hin und wieder ein Eisbad wirken Wunder. Wer braunes Fettegewebe aufbauen will, sollte sich zudem regelmäßig Temperaturen von unter 18 °C aussetzen.
Die Heilkraft extremer Temperaturen ist schon lange bekannt
Dass extreme Temperaturen den Körper abhärten, ist schon lange bekannt und (war) Teil vieler Kulturen. Die Spartaner beispielsweise, die das ganze Jahr nur Lendenschurz und Umhang trugen. Tibetische Mönche, die in der bitteren Kälte des Himalayas nur leichte Gewänder tragen. Die Ureinwohner der Region Boston, die selbst im Winter nur einen Lendenschurz trugen. Oder die Ureinwohner der Region Seattle, für die der Tag mit einem Bad in einer der vielen Buchten begann – auch im Winter. Und das schon als Kleinkind. Die Beispiele sind endlos, auch die vom Einsatz großer Hitze. Das zeigen die langen Traditionen von Dampfbädern und Saunen: von den Römern bis zu den Finnen.
Studien zeigen positiven Effekt von Saunabesuchen
Eine 2018 in Helsinki durchgeführte Studie ergab, dass die körperliche Funktion, die Vitalität und der allgemeine Gesundheitszustand bei Saunanutzern signifikant besser waren als bei Nichtnutzern.[1] In einer noch größeren Studie mit 2.300 Finnen über einen Zeitraum von 20 Jahren konnte gezeigt werden, dass häufige Saunagänger einen zweifachen Rückgang der Herzkrankheiten, tödlichen Herzinfarkte und der Gesamtmortalität gegenüber denjenigen hatten, die nur einmal pro Woche in die Sauna gingen.[2]
Unsere Blutgefäße sind tausende Kilometer lang und mit Millionen kleiner Muskeln ausgestattet. Wechselnde Temperaturen lassen sie kontrahieren und wieder aufgehen, d.h. sie werden wie im Fitnessstudio gestärkt. Das sorgt für ein starkes und leistungsfähiges Herz-Kreislaufsystem.
Der Zusammenhang von Kälte und braunem Fettgewebe
Das regelmäßige Empfinden von Kälte lässt den Körper braunes Fettgewebe aufbauen.[3] In weißem Fettgewebe speichert der Körper kalorische Energie aus der Nahrung. Das ist die Notreserve, die als letztes angezapft wird und deshalb auch so schwer abzubauen ist. Braune Fettzellen enthalten Mitochondrien, die Fett zur Wärmeerzeugung verbrennen können. Als Babys haben wir noch einen hohen Anteil an braunem Fettgewebe. Das ist der einzige eigene Schutz gegen Kälte, da Babys noch keine Wärme durch Muskelkontraktionen erzeugen können. Mit zunehmendem Alter haben wir immer weniger braunes Fett, vermutlich weil wir ein zu bequemes Leben führen. Braunes Fett kann aber wieder gebildet werden, wenn man sich längere Zeit der Kälte aussetzt. Laut Studien geschieht dies bereits ab 18 Grad.[4] Gut für den Stoffwechsel ist das auch. Die Stoffwechselrate bei Aufenthalt in Wasser mit einer Temperatur von 20°C verdoppelt sich. Bei einer Temperatur von 14°C erhöht sie sich fast auf das Vierfache.[5]
Interessant ist zudem, dass der Anteil des braunen Fettgewebes negativ mit dem Body-Mass-Index korreliert. D.h. um so mehr weißes Fett um so weniger braunes Fett.[6] Das deutet darauf hin, dass braunes Fett bei Übergewicht eine wichtige Rolle spielt. Kälteexposition und die damit ausgelöste Erhöhung und Aktivität des braunen Fettgewebes kann zudem eine mögliche Therapie für Diabetes sein. Das zeigt eine Studie mit Typ-2-Diabetikern. Eine 10-tägige Kälteakklimatisierung (14-15 °C) erhöhte die periphere Insulinsensitivität um 43 %.[7]
Verweise
[1] T. E. Strandberg, A. Strandberg, K. Pitkälä, and A. Benetos, “Sauna Bathing, Health, and Quality of Life Among Octogenarian Men: The Helsinki Businessmen Study,” Aging Clinical and Experimental Research 30, no. 9 (September 2018): 1053–57, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29188579/
[2] . Laukkanen, H. Khan, F. Zaccardi, and J. A. Laukkanen, “Association Between Sauna Bathing and Fatal Cardiovascular and All-Cause Mortality Events,” JAMA Internal Medicine 175, no. 4 (April 2015): 542–48, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25705824/
[3] Cypess AM, Lehman S, Williams G, Tal I, Rodman D, Goldfine AB, Kuo FC, Palmer EL, Tseng YH, Doria A, Kolodny GM, Kahn CR. Identification and importance of brown adipose tissue in adult humans. N Engl J Med. 2009 Apr 9;360(15):1509-17, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/19357406/
[4] Ouellet V, Routhier-Labadie A, Bellemare W, Lakhal-Chaieb L, Turcotte E, Carpentier AC, Richard D. Outdoor temperature, age, sex, body mass index, and diabetic status determine the prevalence, mass, and glucose-uptake activity of 18F-FDG-detected BAT in humans. J Clin Endocrinol Metab. 2011 Jan;96(1):192-9, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/20943785/
[5] Srámek P, Simecková M, Janský L, Savlíková J, Vybíral S. Human physiological responses to immersion into water of different temperatures. Eur J Appl Physiol. 2000 Mar;81(5):436-42, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/10751106/
[6] Ouellet V, Routhier-Labadie A, Bellemare W, Lakhal-Chaieb L, Turcotte E, Carpentier AC, Richard D. Outdoor temperature, age, sex, body mass index, and diabetic status determine the prevalence, mass, and glucose-uptake activity of 18F-FDG-detected BAT in humans. J Clin Endocrinol Metab. 2011 Jan;96(1):192-9, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/20943785/
[7] Hanssen, Mark & Hoeks, Joris & Brans, Boudewijn & van der Lans, Anouk & Schaart, Gert & van den Driessche, José & Jörgensen, Johanna & Boekschoten, Mark & Hesselink, Matthijs & Havekes, Bas & Kersten, Sander & Mottaghy, Felix & van Marken Lichtenbelt, Wouter & Schrauwen, Patrick. (2015). Short-term cold acclimation improves insulin sensitivity in patients with type 2 diabetes mellitus. Nature medicine. 21. 10.1038/nm.3891, https://www.researchgate.net/publication/280029757_Short-term_cold_acclimation_improves_insulin_sensitivity_in_patients_with_type_2_diabetes_mellitus